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Die Wissenschaft der Ökobilanz: Wie nachhaltig ist ein Produkt wirklich?

Nachhaltigkeit und Umweltschutz stehen bei Vanguard an oberster Stelle. Zur Bewertung der Umweltauswirkung von Produkten und Prozessen ist die Ökobilanz, auch bekannt als Lebenszyklusanalyse oder Life Cycle Assessment (LCA), ein entscheidender Ansatz. Sie ermöglicht es, den gesamten Lebensweg eines Produktes zu verstehen und somit analysieren zu können. Welche Schritte hinter der Methode stecken und warum sie essenziell für das Verständnis von Nachhaltigkeit ist, schlüsseln wir in diesem Beitrag auf.
6. Dezember 2023
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Was ist eine Ökobilanz?

Die Ökobilanz ist eine systematische Methode zur umfassenden Bewertung der Umweltauswirkungen eines Produkts, Prozesses oder einer Dienstleistung über deren gesamtes Bestehen hinweg. Die Analyse umfasst alle Stationen, die ein Produkt durchläuft: von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung, Nutzung, Transport und Entsorgung bis hin zur Rückführung von Materialien in den Kreislauf. Die LCA-Methode ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung der Umweltauswirkungen und berücksichtigt verschiedene Faktoren wie Ressourcenverbrauch, Emissionen, Energieaufwand und Abfall.

 

Wie wird eine Ökobilanz durchgeführt?

1. Ziel & Untersuchungsrahmen

Jede Ökobilanz beginnt mit der klaren Definition ihres Ziels und Untersuchungsrahmens – beispielsweise der Vergleich zwischen einem neu hergestellten Medizinprodukt und einem durch Remanufacturing aufbereiteten. Es wird festgelegt, welche Umweltauswirkungen betrachtet werden und welche funktionelle Einheit als Referenzgröße dient. Diese ermöglicht den Vergleich verschiedener Produkte oder Dienstleistungen und beläuft sich bei unseren Analysen häufig auf die Emission von CO2-Äquivalenten (CO2äq).

Die Ökobilanz erfasst außerdem den Nutzen und die Funktion des untersuchten Produkts. Dabei werden auch die Wechselbeziehungen mit anderen Stoffen berücksichtigt. Beispielsweise wird untersucht wie Schadstoffe, die während des Zyklus freigesetzt werden, mit anderen Substanzen in der Umwelt reagieren und ob verwendete Materialien recyclebar sind.

2. Daten, Daten, Daten

Beim zweiten Schritt der Ökobilanz, der Sachbilanz oder auch Inventaranalyse, werden alle relevanten Daten gesammelt über die Rohstoffgewinnung, Herstellung, Transport, Nutzung und Entsorgung. Das Ergebnis ist eine umfassende Inventarliste, die den Input (Ressourceneinsatz) und den Output (Emissionen und Abfälle) für jede Phase des Lebenszyklus enthält.

3. Wirkungsabschätzung

Bei der Wirkungsabschätzung werden die gesammelten Daten aus der Inventaranalyse in Umweltauswirkungen umgerechnet. Dazu werden wissenschaftlich basierte Modelle und Methoden verwendet, um beispielsweise den Beitrag zur globalen Erwärmung, zur Versauerung von Gewässern und Böden durch erhöhte Nährstoffanreicherung zu ermitteln. Diese Umweltauswirkungen werden in verschiedenen Kategorien quantifiziert. Anschließend erfolgen Konsistenz-, Vollständigkeits- und Sensitivitätsanalysen, um Schwachstellen in der Analyse zu identifizieren sowie die Qualität und Zuverlässigkeit der Ergebnisse zu verbessern. Dies ist besonders wichtig, wenn LCA-Ergebnisse für Entscheidungsfindung, Umweltbewertung oder Produktverbesserung herangezogen werden.

4. Fazit

Auf Grundlage dieser Analysen werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen entwickelt, und ein Bericht verfasst. Es wird analysiert, welche Phasen des Lebenszyklus die größten Umweltauswirkungen haben und wo potenzielle Hotspots und Möglichkeiten zur Verbesserung liegen. Am Ende werden Empfehlungen für umweltfreundlichere Alternativen oder Maßnahmen abgeleitet.

 

Lebenszyklus zweier Katheter

Lange war das Ökobilanzieren ein Thema, mit dem sich hauptsächlich die Wissenschaft auseinandergesetzt hat. Nun tritt es auch immer mehr in den Fokus von Unternehmen. Denn auch diese wollen ihre Umweltauswirkungen besser verstehen und müssen diese transparent kommunizieren. So auch für uns als Vanguard.

Zusammen mit einem Forschungsteam des namhaften Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT haben wir die Medizintechnik unter die Lupe genommen und die Neuproduktion eines Elektrophysiologie-Katheters (Herzkatheters) mit einem wiederhergestellten Katheter mittels Medical Remanufacturing verglichen. Ziel der Analyse war es, das Emissionsreduktionspotential des Remanufacturing-Prozesses besser zu verstehen. Hierfür wurde die Emissionen des Originalherstellungsprozesses ermittelt und mit denen der Aufbereitung vergleichen. Zudem wurde der mit dem Prozess assoziierte Ressourceneinsatz analysiert.

Die Ergebnisse dieser Studie sind beeindruckend. Sie zeigen, dass das Medical Remanufacturing den CO2äq-Fußabdruck um mehr als 50 Prozent reduziert und den Ressourcenverbrauch um über 28 Prozent senkt. Dieses Resultat verdeutlicht, wie wichtig es ist, alternative und nachhaltige Herstellungs- und Wiederaufbereitungsmethoden zu erforschen und umzusetzen, damit die Umweltauswirkungen verringert werden. Die Studie hat außerdem herausgearbeitet, dass die positiven Effekte mit der Anzahl der Wiederaufbereitungszyklen steigen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft und ermutigt, in dieser Richtung weiter zu handeln und zu forschen.

 

Warum ist die Ökobilanz so wichtig?

Ökobilanzen sind in der Forschung von entscheidender Bedeutung, da sie eine ganzheitliche Betrachtung der Umweltauswirkungen ermöglichen und eine Reihe von wichtigen Funktionen erfüllen: So liefern sie wertvolle Informationen, die Entscheidungsträger in der Industrie, Regierung und gemeinnützigen Organisationen dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Besonders für politische Entscheidungsträger sind sie relevant, um beispielsweise bei der Entwicklung von Vorschriften und Richtlinien zu unterstützen, die nachhaltigere Praktiken fördern. Durch das Verständnis des gesamten Lebenszyklus von Produkten können Unternehmen zudem Verbesserungspotenziale identifizieren um insgesamt nachhaltiger agieren zu können. Zudem dienen Ökobilanzen als Grundlage für den Vergleich von Produkten oder Dienstleistungen und tragen so zur Förderung nachhaltigerer Entscheidungen bei.

Insgesamt sind Lebenszyklusanalysen ein unverzichtbares Instrument in der Forschung und tragen maßgeblich dazu bei, umweltbewusstes Handeln in verschiedenen Sektoren zu fördern. Für uns als Vanguard AG ist die Ökobilanz ein unverzichtbares Instrument, um unsere Produkte und unsere Wertschöpfungskette kontinuierlich zu verbessern sowie innovativer und nachhaltiger zu gestalten.

 

Quellen

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