Emissionen verringern:
Der Gesundheitssektor ist eine wahre „CO2-Schleuder“*. Ein einziges Krankenhausbett verbraucht beispielsweise jährlich genauso so viel Energie wie vier Familienhäuser. Die Medizinbranche steht trotz der massiven Umwelt-Auswirkungen nicht im Fokus der klimazentrierten Kritik – aber sollte sie als Teil des Problems nicht auch Teil der Lösung sein?
Das Remanufacturing (Aufbereitung) von Einmal-Produkten kann einen wichtigen Beitrag zum Erreichen dieses Ziels beitragen. Beim Remanufacturing eines Katheters zum Beispiel ist der CO2*-Fußabdruck laut einer Studie des Fraunhofer Instituts UMSICHT um die Hälfte geringer als bei einem neu produzierten Produkt. Eine Kreislaufwirtschaft durch Remanufacturing verringert aber nicht nur den Ausstoß von Treibhausgasen im Gesundheitswesen – auch Ressourcen werden durch die mehrmals aufbereiteten Medizinprodukte geschont.
Ressourcen schonen – den medizinischen Fußabdruck minimieren:
Bei aufbereiteten Produkten sinkt der Verbrauch nicht-erneuerbarer Ressourcen im Vergleich zu neuen Produkten um ca. 30 Prozent. Der Prozess schenkt bereits verwendeten Produkten neues Leben, spart Abfall und minimiert den Bedarf an primären Rohstoffen.
Die positiven Auswirkungen des Remanufacturing von Einmal-Medizinprodukten bestätigt auch das Herzkatheterlabor des Augusta-Krankenhauses, die allein im Jahr 2022 durch die Aufbereitung rund 450 kg Abfall einsparen konnten. Das Augusta-Krankenhaus ist eine von sechs Einrichtungen des „Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf“ (VKKD), die das Remanufacturing-System bereits seit 15 Jahren nutzen – durch ihren Beitrag wurden schon tausende Kilogramm an Einmal-Müll vermieden.
Kosten im OP senken – die Wissenschaft der Wirtschaftlichkeit:
Durch die Einführung der Kreislaufwirtschaft werden nicht nur Emissionen reduziert und Ressourcen geschont, sondern auch beträchtliche Kosteneinsparungen für Krankenhäuser erzielt. Die hohe Ersparnis eröffnet Krankenhäusern erstmalig die Chance, finanzielle Mittel effektiv und zukunftsorientiert einzusetzen.
Noch im Jahr 2020 zeigte eine Studie von PwC, dass öffentlichen Krankenhäusern von 100 Euro Einnahmen nicht einmal ein Zehntel für Investitionen in Wartung, Finanzierung oder auch Digitalisierung überbleiben. Die wirtschaftliche Effizienz spricht ebenfalls für das Remanufacturing, indem es die OP-Kosten im Vergleich zu Originalprodukten um etwa die Hälfte senkt, wie Statistiken der AMDR zeigen.
Unabhängigkeit im Operationssaal – gestärkte Lieferketten:
Bei der Herstellung von neuen Medizinprodukten muss häufig auf seltene Metalle oder andere wertvolle Rohstoffe zurückgegriffen werden – gerade in der kardialen Elektrophysiologie sind diese Materialien unverzichtbar. Jene stammen oftmals aus geopolitisch instabilen Regionen, wodurch sich das Risiko von Engpässen stark erhöht. Besonders in den letzten Jahren sind die Schwachstellen in Lieferketten durch Ereignisse wie Covid-19 oder andere weltweite Krisen immer deutlicher geworden.
Durch die Begrenzung der Lieferketten im Remanufacturing auf regionale oder nationale Bereiche werden diese für Krankenhäuser transparenter und kontrollierbarer – somit kann eine stabilere Patientenversorgung gewährleistet werden.
Qualität und Sicherheit – unverändert hochwertig:
Die Aufbereitung von Medizinprodukten steht Neuprodukten in puncto Qualität und Hygiene gleichwertig gegenüber. Die strengen Anforderungen der Medical Device Regulation (MDR) gewährleisten Neuwertigkeit, welche durch die CE-Zertifizierung bestätigt wird. Der Remanufacturer gilt damit als Hersteller und obliegt den gleichen Pflichten wie Originalhersteller.
Aufbereitete Medizinprodukte helfen somit nicht nur Millionen Patienten, sondern auch der Umwelt! Remanufacturing ist nicht nur ein Akt der ökologischen Verantwortung, sondern auch ein Schritt in Richtung nachhaltiger und resilienter Gesundheitsversorgung.
* CO2 steht hier in diesem Kontext stellvertretend für alle Treibhausgasemissionen und nicht nur Kohlenstoffdioxid. Für eine bessere Lesbarkeit wurde der Begriff ‚CO2‘ verwendet, um auf die Gesamtheit der Treibhausgasemissionen zu verweisen.