Erfolgsmodell: Großbritannien zeigt, wie es geht
Das Stepping Hill Krankenhaus als Teil des Stockport NHS Foundation Trust hat mit seiner Green Plan und der Einführung eines Aufbereitungsprogramms für Einweg-Medizinprodukte bewiesen, wie wirkungsvoll diese Praxis sein kann. Im Jahr 2023/24 sparte das Programm so nicht nur über 40.000 Pfund ein, sondern reduzierte auch CO₂-Emissionen um 209 kg – allein durch die Wiederverwendung von chirurgischen Geräten wie Ultraschallscheren.
Die Vorteile sind klar: Aufbereitete Medizinprodukte sind nicht nur bis zu 30 bis 50 % kostengünstiger, sondern reduzieren auch Abfall und Abhängigkeit von anfälligen Lieferketten. Sie bieten damit eine Win-Win-Situation für Kliniken und Umwelt.
Frankreich wagt den Schritt
Viele europäische Länder haben die Aufbereitung von Medizinprodukten bereits erfolgreich eingeführt. In der EU ist dies jedoch nur möglich, wenn nationales Recht die Praxis ausdrücklich erlaubt – eine Vorgabe der Medizinprodukteverordnung (MDR), die zudem eine Meldung an die Europäische Kommission erfordert. Dieses sogenannte „Opt-in“-Modell erschwert die Einführung erheblich, da es keine Anreize schafft und zusätzliche regulatorische Hürden aufbaut. In einigen Ländern müssen Akteure aus Gesundheitswesen und Industrie deshalb aktiv Veränderungen einfordern, um lineare, oft veraltete Vorschriften zu überwinden. Ein Beispiel hierfür ist Frankreich.
Obwohl Frankreich generell als Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft gilt, war die Aufbereitung von Medizinprodukten dort bislang verboten. Nun könnte jedoch ein neues Pilotprojekt die Wende bringen: So plant die französische Regierung eine zweijährige Testphase, in der die Aufbereitung von Einwegprodukten an vier Gesundheitseinrichtungen erprobt werden soll. Ziel ist es, die Sicherheit, Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit dieser Praxis zu bewerten und den Weg für eine mögliche Gesetzesänderung zu ebnen.
Die Zukunft der Aufbereitung in Europa
Neben Großbritannien und den aktuellen Pilotprojekten in Frankreich ist die Aufbereitung von Einweg-Medizinprodukten bereits in Ländern wie Belgien, Kroatien, Deutschland, Irland, den Niederlanden, Spanien, Portugal, Schweden und Israel erlaubt. Weltweit wird die kommerzielle und regulierte Aufbereitung auch in den USA, Kanada, Japan, Israel und Australien praktiziert.
Trotz erfolgreicher Umsetzung in diversen Ländern, bleiben die regulatorischen Hürden jedoch bestehen. Denn insbesondere das „Opt-in“-Modell der EU-Medizinprodukteverordnung erschwert die Einführung in weiteren Mitgliedstaaten. Die AMDR, der Branchenverband für Aufbereiter, setzt sich deshalb für eine Vereinfachung der Vorschriften ein, um den Zugang zur Aufbereitung in ganz Europa zu fördern.
Mit wachsender Unterstützung aus Forschung, Gesundheitswesen und Politik könnte die Aufbereitung von Einweg-Medizinprodukte bald ein fester Bestandteil nachhaltiger Gesundheitssysteme werden – in Europa und weltweit.